Richtlinien für die Ernährung mit Ersatzmilch
Wenn Sie Ihrem Baby die Flasche geben müssen oder möchten, können Sie ihm auch dabei Nähe und Geborgenheit vermitteln. Halten Sie Ihr Kind im Arm und wechseln Sie ruhig immer wieder mal die Seite dabei, so wie es beim Stillen auch der Fall wäre. Nehmen Sie sich genug Zeit und genießen Sie die Nähe und den Blickkontakt mit Ihrem Kind beim Füttern. Kleiden Sie sich vor allem zu Hause so, dass Ihr Baby auch beim Füttern immer wieder Hautkontakt mit Ihnen bekommt.
Natürlich kann all dies auch vom Vater übernommen werden, der die enge Beziehung zum Baby dabei bestimmt ebenso genießen wird.
Die Wahl der richtigen Fertigmilch
Die für nicht oder nur teilweise gestillte Säuglinge geeignete Ersatzmilch nennt sich Pre-Nahrung. Diese ist aus Kuhmilch, seltener aus Ziegenmilch hergestellt, die in ihrer Nährstoffzusammensetzung den Bedürfnissen eines Neugeborenen angepasst wurde.
Für Kinder, die kein Kuhmilcheiweiß und keinen Milchzucker vertragen, gibt es Pre-Nahrung, die auf Basis von Soja-Proteinen hergestellt ist. Die Verwendung sollte mit dem Kinderarzt abgesprochen werden.
Da die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe der Diätverordnung unterliegt, sind die Unterschiede zwischen den Produkten der einzelnen Marken sehr gering.
Es gibt zwei Arten von Fertigmilch:
Verzehrfertige Pre-Nahrung (sehr teuer)
Pulver, das mit für Säuglingsnahrung geeignetem Wasser angerührt wird (günstiger)
Lesen Sie die Zubereitungsanleitung sorgfältig durch und halten Sie sich an alle Mengenangaben und Empfehlungen auch bezüglich des hygienischen Umgangs mit der Nahrung.
Wasser zur Zubereitung von Fertigmilch
Sie brauchen zur Zubereitung der Fertigmilch für Ihr Baby kein spezielles Wasser verwenden, sondern können frisches Trinkwasser aus der Kaltwasserleitung verwenden. In Deutschland ist in der Regel Trinkwasser – bis auf Ausnahmen wie Trinkwasser aus Bleileitungen, aus Neuinstallationen von ungeschützten, blanken Kupferrohren oder Trinkwasser mit Uranwerten über 10 μg/l – für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet. Erkundigen Sie sich gegebenenfalls bei Ihrem Wasserversorger. Das Wasser aus Hausbrunnen bzw. aus Wasserfiltern sollte wegen eines möglichen Verkeimungsrisikos besser nicht verwendet werden.
Viele Mineralwasser im Handel sind mit der Aufschrift „Geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“ gekennzeichnet. Spezielle Babywasser, die meist wesentlich teurer sind, sind also nicht unbedingt erforderlich.
Vitamin D und Fluorid- Supplementation
Vitamin D ist wichtig für Stoffwechselprozesse, die für die Härtung der Knochen relevant sind. Es kann über die Nahrung zugeführt werden sowie auch durch Sonnenbestrahlung in der Haut gebildet werden. Trotzdem ist die Aufnahme oft nicht ausreichend, was die Knochenmineralisation beeinträchtigen kann.
Deshalb wird für Säuglinge eine tägliche Supplementation von 400 bis 500 Internationale Einheiten (I.E. – das entspricht 10-12,5 µg) Vitamin D empfohlen. Dies gilt für gestillte sowie für mit Pre-Nahrung ernährte Kinder gleichermaßen. Vitamin D kann in Tropfenform oder als aufgelöste Tablette verabreicht werden. Besprechen Sie die genaue Dosierung und das Vorgehen mit ihrem Kinderarzt.
Der Mineralstoff Flourid kommt vor allem in Knochen und Zähnen vor und ist in kleinen Mengen für eine gesunde Entwicklung des Kindes nötig. Zur Vorbeugung von Karies wird Fluorid während der Zahnentwicklung in den Zahnschmelz und in das darunterliegende Zahnbein eingebaut und macht die Zähne so widerstandsfähiger gegen die Säuren der kariesverursachenden Bakterien. Zu viel Fluorid wiederum kann aber auch gesundheitliche negative Auswirkungen haben. Die Frage, ob und in welcher Form und Dosierung Ihr Baby Fluroid bekommen sollte, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu zählen, wie Fluorid-haltig das Trinkwasser ist oder ob Sie nach dem Durchbruch der Zähne zur Pflege eine Zahncreme benutzen, die bereits Fluorid enthält.
Besprechen Sie deshalb auch hier das individuelle Vorgehen mit Ihrem behandelnden Arzt.
Zur Vermeidung von Karies ist es außerdem wichtig, dass Sie auf eine gute Zahnhygiene bei sich und Ihrem Kind achten. Außerdem sollte Ihr Kind keine Flaschen und Trink-Lernbecher zum Dauernuckeln erhalten.
Wie viel Nahrung braucht mein Baby?
Der Magen von einem Neugeborenen kann zunächst nur sehr kleine Mengen Nahrung aufnehmen. Es ist also ganz normal, dass Ihr Kind eher viele kleine häufige Mahlzeiten brauchen wird. Zu große Mengen belasten den Magen-Darm-Trakt zu sehr.
Richten Sie sich also ganz nach dem Bedarf Ihres Kindes. Denken Sie daran, dass jedes Baby bei jeder Mahlzeit und an jedem Tag unterschiedlich viel Nahrung aufnimmt. Zwingen Sie Ihr Baby nie, etwas zu essen. Das Fläschchen muss nicht ausgetrunken werden, auch wenn das bedeutet, dass immer wieder mal kleine Restmengen verworfen werden müssen. Mit der Zeit werden Sie ein Gefühl dafür bekommen, wie viel Ihr Baby durchschnittlich pro Mahlzeit trinkt.
Geben Sie ihm aber immer genug Nahrung. Bei einem Baby, das viel bei und nach den Mahlzeiten spuckt, sind möglicherweise häufigere Mahlzeiten mit kleineren Mengen angebracht. Lassen Sie Ihr Kind nach dem Füttern und eventuell auch zwischendurch aufstoßen.
Pre-Nahrung ist für die gesamte Säuglingszeit die optimalste Ersatzmilch und es sind keine Folgemilchen erforderlich. Diese sind in ihrer Zusammensetzung nicht mehr so optimal auf die kindlichen Bedürfnisse angepasst und enthalten zudem oft unerwünschte Zusatzstoffe, die die Nahrung zum Beispiel stärker süßen.
Dinge, die Sie wissen sollten
Händewaschen: Waschen Sie Ihre Hände immer gründlich, bevor Sie die Fertigmilch zubereiten.
Reinigung von Fläschchen & Co: Wenn Sie die Flaschen und Sauger gründlich direkt nach den Mahlzeiten mit heißem, sauberen Wasser gut waschen, müssen Sie diese nicht auskochen oder sterilisieren. Fertigmilchreste müssen gut weggespült werden, da Milch schnell verdirbt und zu Magenverstimmungen beim Baby führen kann. Bewahren Sie die gereinigten Flaschen und Sauger sauber und abgedeckt bis zur nächsten Mahlzeit auf.
Ersatzmilchreste entsorgen: Pre-Nahrung sollte immer frisch zubereitet werden. Nicht getrunkene Reste müssen verworfen werden, weil sich Bakterien darin schnell vermehren können.
Fertigmilch aufwärmen: Wärmen Sie trinkfertige Pre-Nahrung nie im Mikrowellenherd auf. In der Mikrowelle wird die Fertigmilch ungleichmäßig stark erhitzt, so dass Ihr Baby sich verbrennen könnte. Erwärmen Sie sie langsam im Wasserbad, unter fließendem warmen Wasser oder in einem geeigneten Fläschchenwärmer.
Sorte wechseln bei Bedarf: Wenn Ihr Baby Verdauungsprobleme hat, hilft es manchmal, die Art der Fertigmilch zu wechseln. Bei bestimmten Allergien kann beispielsweise der Wechsel zu einer Fertigmilch auf Sojabasis helfen. In solchen Fällen sollten Sie sich aber immer besser vorher von Ihrem Arzt beraten lassen. Für allergiegefährdete Babys werden bis zum Beikostbeginn hypoallergene Pre-Nahrungen (Pre HA) empfohlen.
Pre-Nahrung wird anders verdaut: Fertigmilch bewegt sich langsamer durch den Verdauungstrakt als Muttermilch. Die Zeitspanne zwischen den einzelnen Mahlzeiten ist daher meist etwas länger und der Stuhl des Babys ist etwas größer und trockener als der von Babys, die gestillt werden.
Dinge, die Sie beachten sollten
Ihr Baby beim Füttern halten oder tragen: Halten Sie Ihr Baby beim Füttern auf dem Arm und überlassen Sie ihm das Fläschchen nicht alleine.
Auf den Inhalt der Windeln Ihres Babys achten: Wenn Sie Ihrem Baby plötzlich weniger häufig die Windeln wechseln müssen als zuvor, sollten Sie Ihre Hebamme oder Ihren Arzt kontaktieren. Ihr Baby könnte eine Gedeihstörung entwickeln, wenn es weniger Nahrung und Flüssigkeit aufnimmt.
Stellen Sie sicher, dass das Loch im Sauger die richtige Größe hat: Ihr Baby sollte langsam und gleichmäßig aus der Flasche trinken können. Falls das Saugerloch zu groß ist, bekommt das Baby einen Würgereiz und könnte sich erschrecken, weil zu viel Milch ausfließt. Falls Ihr Baby stark an der Flasche nuckelt und trotzdem nichts herauskommt, ist das Loch vielleicht zu klein.